Ich liebe meine Arbeit als Lektorin, denn es fasziniert mich immer wieder, welch wundersame Kreationen die deutsche Sprache hervorbringen kann. Ich fühle mich dann wie eine Botanikerin oder Zoologin, die voller Begeisterung eine neu entdeckte Spezie beobachtet. Neulich spazierte ich ahnungslos bei Wikipedia vorbei und stieß auf dieses prachtvolle Wortmonster:
Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz
In Kurzform: RflEttÜAÜG. Nein, das ist kein Witz! Dieses Gesetz wurde 1999 in Mecklenburg-Vorpommern in den Landtag eingebracht und laut Onkel Wiki sollen bei der Vorlage einige Abgeordnete in Gelächter ausgebrochen sein. Kann man irgendwie verstehen, oder?
Tatsächlich beschlossen wurde dann im Januar 2000 das
Gesetz zur Übertragung der Aufgaben für die Überwachung der Rinderkennzeichnung und Rindfleischetikettierung.
Na schön, das lässt sich ein bisschen besser lesen. Trotzdem stampfte man es im Jahr 2013 wieder ein, warum auch immer. Vielleicht gab es keine Aufgaben mehr, deren Übertragung überwacht werden musste. Oder die Etiketten waren alle. Oder es hatten sich zu viele Mitarbeiter der zuständigen Behörde bei dem Versuch, das Wort unfallfrei auszusprechen, die Zunge verrenkt …
Mit 63 Buchstaben gehört der sprachliche Dinosaurier zu den längsten, tatsächlich verwendeten Wörtern. Den Rekord mit 67 Buchstaben hält allerdings die 2003 erlassene und 2007 wieder aufgehobene
Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitsübertragungsverordnung.
Euch sind auch schon solche erschreckenden Kreaturen über den Weg gelaufen? Schreibt sie mir doch in den Kommentar. Ich nehme sie gern in meine Sammlung auf!