Balou

Am 6. September 2023 habe ich beschlossen, über die Regenbogenbrücke zu gehen. Jawohl, ich habe das selbst beschlossen. Mein Papa Shadow war ein Australian Shepherd und meine Mama – die auf den etwas seltsamen Namen „Stulle“ hörte oder auch nicht – ein Border Collie. Mir lag der Hütehund also in den Genen und ein Hütehund trifft seine Entscheidungen selbst.

Abgesehen von einer Blasenentzündung in meiner Jugend und gelegentlich aufgeschrammten Pfoten war ich nie krank. Ende letzten Jahres entdeckten meine Frauchen dann diesen Knubbel in meiner Schnauze und beschlossen, ihn lieber wegmachen zu lassen. Sie dachten an Krebs, weil mein Papa auch sowas hatte und daran gestorben ist.

Die OP im Frühjahr habe ich noch weggesteckt wie nix. Ich war topfit und hätte Bäume ausreißen können – wenn ich gewusst hätte, wozu. Über den Sommer hinweg wuchs mir dann ein neuer Knubbel im Hals und meine Tierärztin diagnostizierte einen geschwollenen Lymphknoten. Meine Verdauung funktionierte inzwischen auch nicht mehr so recht und ich musste ständig pinkeln, aber sie verordnete mir Kortison und Tabletten gegen Durchfall und so hielt ich noch ein Weilchen durch.

Am 5. September allerdings ging es mir auf einmal ganz schlecht. Eben hatte ich noch mit gutem Appetit mein Mittagessen verputzt, da passierte plötzlich etwas in meinem Körper. Irgendwas tat grässlich weh und danach konnte ich mich kaum noch auf den Beinen halten. Meine Frauchen brachten mich schnell zum Tierarzt, wo sie mir allerlei Spritzen ins Hinterteil jagten und irgendwas von „Tierklinik“ redeten. Ach du Schreck, darauf hatte ich ja nun gar keinen Bock! Zum Glück durfte ich dann doch erst mal wieder nach Hause.

Im Laufe des Abends ging es mir immer schlechter. Ich konnte nur noch mühsam atmen und vor allem konnte ich meine Körperflüssigkeiten nicht mehr bei mir behalten – was für einen gut erzogenen Hund echt peinlich ist. Das könnt ihr mir glauben, Leute. Gegen ein Uhr morgens habe ich Frauchen dann signalisiert, dass ich nach draußen muss, und sie hat mich auch verstanden, ist mit mir im Bademantel und mit Schlappen an den Füßen rausgegangen auf die Wiese vor unserem Haus. Da habe ich mir dann ein hübsches Fleckchen im hohen Gras ausgesucht und mich hingelegt.

Frauchen fand die Idee allerdings nicht so gut, wahrscheinlich, weil das eine öffentliche Wiese ist und da darf man sich wohl nicht einfach zum Sterben hinlegen. Jedenfalls hat sie einen Nachbarn aufgetrieben, der mich dann wieder in unseren Vorgarten getragen hat. Frauchen ist ja auch nicht mehr die Jüngste und ich hatte immerhin rund 25 Kilo auf dem Leib.

Als der Nachbar mich runtergelassen hatte, wollte ich wieder zurück an die Stelle, die ich mir ausgesucht hatte, aber da hatte sie das Tor schon zugemacht. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich unter die Hollywood-Schaukel zu verkriechen. Frauchen rüttelte immer wieder an mir herum, weil ich aufstehen und mit ihr reinkommen sollte. Sie hat es einfach nicht verstanden: Ich wusste, dass es zu Ende ist, und ich wollte draußen bleiben, weil meine Seele unter freiem Himmel schneller wegfliegen konnte. Frauchen verbarrikadiert doch nachts immer sämtliche Fenster und Türen. Drinnen hätte ich also erst stundenlang um die Lampe kreisen müssen, bevor sie mich rausgelassen hätte. Zum Glück hat sie es irgendwann dann doch noch kapiert.

Ich hatte ein gutes Leben. Das kann man nicht anders sagen. Es gab immer reichlich Leckerli, Fleischwurst, manchmal sogar ein Stückchen Pizza und vor allem … Bälle! Das alles gibt es hier oben auch. Deshalb tobe ich jetzt erst mal ein Weilchen über die Regenbogenwiese und dann plane ich mein nächstes Leben. Mal sehen, vielleicht werde ich wieder ein Familienhund … und vielleicht treffen wir uns sogar irgendwann wieder.

Wenn ihr Lust habt, könnt ihr hier noch ein paar hübsche Bilder von mir ansehen:

Okay, der Max war nicht wirklich mein Opa, biologisch gesehen, aber er war eben der älteste von uns Vierbeinern – und der grantigste.

Nach oben scrollen